Nachverdichtung: Wohnen im ehemaligen Bunker
Umnutzung, Aufstockung und Erweiterung sind wichtige Schlagworte, wenn es darum geht, in Großstädten weiteren Wohnraum zu schaffen. Die ABG FRANKFURT HOLDING untersuchte dies an vielen Stellen in der Stadt Frankfurt am Main. Im Stadtteil Heddernheim wurde man fündig: Hier entsteht zurzeit ein Mehrfamilienhaus mit 14 geförderten Wohneinheiten in einem Gebäude, das in den 1940er Jahren als Schutzbunker errichtet wurde. Nach der Planung von schneider+schumacher wird seine Substanz größtenteils erhalten bleiben, die Grundfläche durch eine Aufstockung und Erweiterung erhöht. Das ursprünglich drei-geschossige Gebäude erhält anstelle des ehemaligen Tarnungsdaches ein neues Staffelgeschoss und im rückwärtigen Bereich einen Anbau mit Untergeschoss und zwei Vollgeschossen.
Die neue Grundrissorganisation des Hochbunkers gelingt unter Berücksichtigung der bestehenden Tragwerksstruktur. Die zwei innenliegenden Treppenhäuser bleiben erhalten und werden an die heutigen Anforderungen angepasst. Die Erschließung des neuen Dachgeschosses erfolgt mittels einer Öffnung in der ehemaligen 1,4 Meter massiven Bunkerdecke und Fortführung der bestehenden Treppenhäuser. Die massiven Außenwände erhalten raumhohe Öffnungen, die den Tageslichteinfall
sowie eine natürliche Belüftung ermöglichen. Alle Wohnungen werden mit auskragenden Balkonen ausgestattet – die zwei oberen Wohneinheiten erhalten eine Dachterrasse.
Durch die Umnutzung und Erweiterung werden die Besonderheiten des Bestandes sichtbar: Im Treppenhaus bleibt der Querschnitt der Bunkerdecke sichtbar und in den Wohnungen ergeben sich Fensterlaibungen mit einer Tiefe von 1,2 Meter – entsprechend der Außenwandstärke des ehemaligen Bunkers.
Energetisch wird das Bauvorhaben als Frankfurt-Aktivhaus umgesetzt – gemäß Anforderungen der Förderrichtlinie der Stadt Frankfurt am Main. Das Haustechnik-Konzept sieht eine Luft/Wasser-Wärmepumpe und einen Gas-Brennwertkessel für die Spitzenlasten vor. Das Dach der Aufstockung erhält eine extensive Begrünung und eine Photovoltaik-Anlage.
Mit dieser Strategie entsteht nachhaltiger, sozialverträglicher Wohnungsbau in leerstehender Gebäudesubstanz.